Krisengebiet Hundezone – wie der Besuch zum positiven Erlebnis wird
Es gibt so einiges in meinem Leben mit Hund, das sich mir bis heute nicht so richtig erschließt. Eines davon ist die Hundezone. Die Erlebnisse, die ich dort machen durfte, oder besser musste, grenzen an den ganz normalen Wahnsinn. Doch das lag keineswegs an den Hunden.
Die Hundezone als städtisches Krisengebiet
Das Problem sind ihre Menschen. Hier trifft Ignoranz auf Unverständnis, Unwissenheit und Besserwisserei. Eine gelungene Mischung, wenn man nichts Böses ahnend seinem Hund eine angenehme Zeit bereiten möchte.
Doch warum genau werden Hundezonen immer häufiger zum Krisengebiet? Warum gibt es so viele Missverständnisse und so viele problematische Begegnungen? Warum birgt die Hundezone für kleine Hunde ein großes Gefahrenpotenzial?
Was ist die Hundezone?
Eine Hundezone ist ein Bereich, in dem ein Hund sich frei ohne Leine und Maulkorb bewegen darf. Diese Bereiche sind entweder direkt in der Stadt oder in unmittelbarer Nähe zu dicht bebauten Gebieten zu finden. Alleine in Wien gibt es 23 davon. Einige von ihnen sind umzäunt, andere nicht.
Nun sollte man meinen, dass das doch eine ganz tolle Idee ist. Grundsätzlich ja, aber leider ist manchmal nur die Idee gut. In Österreich gilt in vielen Gemeinden Leinenpflicht. Gerade in großen Städten sieht es hier mit Freilauf für den Hund naturgemäß schlecht aus.
Es sei denn, du kannst in umliegende ländliche Regionen ausweichen. Hundezonen stellen für viele Hundehalter die einzige Alternative dar, um ihren Hund frei laufen zu lassen. Eingezäunte Bereiche bieten Hunden, die nicht abrufbar sind, die Möglichkeit zu laufen und sich auszupowern.
Photo: Hjanko on German Wikipedia
Hundezonen sind ein Paradies für Hunde, die nicht frei laufen dürfen
Wir hatten so einen Hund. Podencos sind ein ganz eigenes Thema, was den Rückruf betrifft. Entweder sind sie derart beschäftigt mit dem was sie gerade machen und hören dich einfach nicht oder sie hören dich zwar, beschließen aber, dass es im Moment noch nicht an der Zeit wäre, auf deinen Ruf zu hören.
Spaziergänge ohne Leine waren daher tabu. Mit der Laufleine funktionierte das Thema ganz gut. Die Hundezone war also optimal um den Freilauf zu trainieren und Alonso konnte ganz nach Lust und Laune laufen. Wären da nicht die anderen Besucher gewesen.
Die Menschentypen in der Hundezone
Abseits jener Hundehalter, die ganz einfach mit dem Hund Spaß haben wollen, konnte ich ganz verschiedene Typen von Hundemenschen in der Hundezone erkennen:
Die Streber
Jene Hundehalter, die mit Spielzeug und Motivation anrücken. Sie möchten sich in Ruhe mit ihrem Hund beschäftigen, mit ihm trainieren oder spielen. Andere Hunde sind in diesem Fall eher kontraproduktiv. Diese Menschen kommen mit ihrem Hund meist zu sehr unmenschlichen Zeiten, um ganz in Ruhe arbeiten zu können.
Allerdings sind sie auch nicht abgeneigt, wenn nach dem gemeinsamen Training andere Hunde dazustoßen und die Tiere miteinander noch Spaß haben. Diese Halter beobachten dabei ihre Tiere und stoppen das Spiel sofort, falls es in eine falsche Richtung geht.
Die Ignoranten
Dies sind jene Hundehalter, die schon beim Näherkommen den Blick nicht vom Smartphone abwenden. Sie öffnen ohne Begrüßung, ohne zu fragen oder auf andere Tiere zu achten die Tür des abgesperrten Bereiches um sich danach entspannt abzuwenden und zu telefonieren oder was auch immer zu machen. Diese Spezies würde es wahrscheinlich nicht einmal merken, wenn der Hund sich einem anderen Menschen anschließen oder den Bereich verlassen würde.
Die Spielplatzbesucher
Die dritte Gruppe ist ähnlich. Es sind die Spielplatzbesucher. Sie rücken im Rudel mit ihrer Thermoskanne Kaffee und Kuchen an. Sitzplätze werden okkupiert und dann geht der Kaffeeklatsch auch schon los. Zwischendurch ist mal ein empörtes „aber das macht man doch nicht“, begleitet von einem „Ach, ich sag ihm das so oft“, zu hören. Von „der tut nix“ und „will deiner denn nicht spielen“ rede ich jetzt mal gar nicht.
Diese Truppe zählt zu jenen Menschen, die den Hund mit einem Kind verwechseln. Sie denken, die Hundezone ist wie der Spielplatz für die Kinder. Sie kommen hierher, um ihre Tiere miteinander „spielen“ zu lassen. Ob die Hunde davon immer so begeistert sind, ist fraglich. Ihren Menschen ist es jedoch relativ egal. Wichtig ist die Sympathie zu den anderen Hundehalten.
Die Helikopter
Dann gibt es jene Hundehalter, die ihre Hunde am liebsten in Watte packen möchten. Sie wollen, dass es ihrem Tier gut geht und dass ihm nichts passiert. Vielleicht haben sie bereits negative Erfahrungen gemacht, vielleicht sind sie einfach unsicher oder der Hund kann nicht so mit Artgenossen kommunizieren wie er dies sollte.
Hier fallen all jene hinein, die bereits negative Bekanntschaft mit der Spezies „die machen es sich eh selbst aus“ oder „der tut nix“ gemacht haben. Wurde der eigene Hund bereits gebissen, verhält man sich einfach anders. Man wird vorsichtiger und vielleicht ängstlicher.
Ebenfalls fallen hier all jene hinein, deren Hunde eine Behinderung haben oder bei Sozialkontakten eher ungeschickt sind. Auch Menschen mit kranken oder alten Hunden könnten in diese Gruppe fallen.
Die Vorsichtigen gehen auf Nummer sicher. Sie wollen negative Folgen für ihren Hund vermeiden und achten daher vermehrt auf Vorzeichen. Haben sie kein gutes Gefühl, verlassen sie die Hundezone lieber, als etwas zu riskieren.
Die Besserwisser
Diese Besucher der Hundezone sind scheinbar mit umfassendem Hundewissen gesegnet. Mit ihren weitreichenden Weisheiten halten sie nicht hinterm Berg. Gerne informieren Sie alle Beteiligten über Fehlverhalten, falsche Erziehung und geben wichtige und äußerst entbehrliche Tipps zum Thema Hund. Ob andere Halter das schätzen oder nicht, ist ihnen dabei völlig egal. Jeder wird zugetextet, es wird gemaßregelt und erklärt.
Dabei werden die Augenbrauen regelmäßig missbilligend nach oben gezogen, um das Unverständnis über das geringe Wissen der Anderen zu unterstreichen. Diese netten Zeitgenossen sind mit äußerster Vorsicht zu genießen, denn sie verlieren oft das Wichtigste aus den Augen – den eigenen Hund, dessen Verhalten und vor allem ihre Beziehung zu ihm.
Treffen nun diese äußerst unterschiedlichen Spezies mitsamt ihren Hunden aufeinander, kannst du dir lebhaft vorstellen, was passiert: Anarchie. Dabei wäre es doch so einfach, würde man nur die einfachen Regeln für Hundezonen befolgen.
Gegenseitige Rücksichtnahme
Bevor du eine Hundezone betrittst, solltest du mit den Menschen, die sich bereits dort befinden Kontakt aufnehmen. So können sie ihre Hunde zu sich rufen und du kannst in Ruhe eintreten. Ist die Tür geschlossen, können sich die Tiere vorsichtig ganz nach Wunsch kennenlernen.
Nicht jeder Hund muss den anderen sympathisch finden und sollte daher auch das Recht haben, sich zurückzuziehen. Dabei ist stets auf kleine, behinderte oder ängstliche Hunde vermehrt Rücksicht zu nehmen.
Futter und Spielzeug müssen immer sicher verwahrt sein. Einen fremden Hund zu füttern ist ein absolutes No-Go. Spielzeug sollte nur dem eigenen Hund zur Verfügung stehen und nur dann verwendet werden, wenn keine anderen Hunde in der Zone sind.
Photo by Sofia Shultz on Unsplash
Du solltest das Spielverhalten deines Hundes stets beobachten und im Ernstfall gegenlenken. Wenn du bemerkst, dass das Spiel zweier Hunde außer Kontrolle gerät, ruf deinen Hund sofort zu dir, damit er nicht in die Rauferei mit einbezogen wird.
Zumeist lösen sich diese Raufereien in Kürze selbst auf. Achte immer darauf Konflikte in jedem Fall zu meiden und zu verhindern. Lass deinen Hund nicht drohen. Achte aber auch darauf, dass er nicht von einem anderen Hund bedroht wird.
Wer darf nicht in die Hundezone?
Hunde, die nicht verträglich sind, dürfen nicht in eine Zone mit anderen Hunden. Viele Hundezonen bieten mehrere Abschnitte an, um kritische Situationen im Vorhinein zu verhindern. Ein Maulkorb ist kein Freibrief. Der Hund kann andere Tiere trotzdem verletzen.
Kranke Hunde, absolut unverträgliche Hunde sowie läufige Hündinnen haben in einer Hundezone nichts verloren. Es sei denn, die Hundezone hat einen eigenen Bereich für Hunde mit besonderen Bedürfnissen. Dann ist es deine Pflicht, herannahende Hundehalter davon auch zu unterrichten.
Klingt doch eigentlich ganz einfach. Warum also funktioniert es dennoch nicht? Auch das ist einfach – Regeln sind, da um sie zu umgehen oder zu ignorieren.
Die Erfahrungen
Meine persönlichen Erfahrungen in der Hundezone waren nicht gerade positiv. Wir nutzten die Hundezone gerne dann, wenn kaum andere Hundehalter vor Ort waren. So konnten wir mit Alonso den Rückruf üben. Maui konnte mit seinem Ball spielen und Tequila war nicht mit Fremden konfrontiert.
Natürlich kamen mit der Zeit dann doch andere Besucher. Das soll ja auch so sein. Problematisch wurde es nur dann, wenn ohne zu fragen plötzlich ein spielwütiger, aufdringlicher Riese unsere Hunde bedrängte. Denn bei einigen Hundehaltern war es völlig selbstverständlich genau diesen Bereich zu nutzen, der belegt war. Das, obwohl wir immer jenen Bereich für unverträgliche Hunde bevorzugten und die anderen leer waren.
Jedes Mal folgte die mühsame Erklärung: Maui ist behindert. Würde ein fremder Hund ihn spielerisch von hinten anspringen, könnte das für ihn katastrophal enden. Die Reaktion: egal! Hunde machen sich das doch eh selber aus! Ja, was soll ich sagen: schön, dass dein Hund gesund ist! Wir beendeten unseren Besuch dann stets sofort.
Mit der Zeit wussten wir genau, welche der Halter verantwortungsbewusst reagierten. In diesem Fall war die Zeit dort angenehm und auch die Hunde hatten Spaß. In allen anderen Fällen haben wir unsere Drei wieder eingepackt und haben einen langen und lustigen Spaziergang bevorzugt.
Die Frage, die sich mir immer wieder stellte: Warum fragen so viele Hundhalter nicht nach, bevor sie ihren Hund zu völlig fremden Hunden lassen. Niemand wusste vorab, ob unsere Tiere wirklich verträglich waren. Ich hätte hier zu viel Angst, dass es zu unerwarteten Reaktionen kommt. Vielleicht bin ich zu vorsichtig, aber ich lerne mein Gegenüber gerne zuvor ein wenig kennen.
So wurden Hundezonen mein ganz persönlicher Albtraum. Doch ich bin mit dieser Meinung wahrscheinlich nicht alleine. Immer wieder gibt es negative Meldungen von den unterschiedlichsten Hundezonen. Missverständnisse und ignorantes Verhalten der Hundehalter führen immer wieder zu schwerwiegenden Unfällen.
Die Opfer dieser Attacken sind zumeist kleine Hunde. Sie bleiben hier auf der Strecke. Ich meide Hundezonen genau aus diesem Grund seit langer Zeit. Dabei benötigen doch auch die Kleinen Bewegung. Das ist gerade in der Stadt nicht ganz so einfach.
Was ist wichtig?
Wenn du mit deinem Zwerg eine Hundezone besuchen möchtest, solltest du auf einige Regeln achten:
- Dein Hund sollte unbedingt abrufbar sein. Im Ernstfall, wenn ein anderer Hund droht oder es zu einer Rangelei kommt, kannst du ihn zu dir rufen und damit aus der Situation holen.
- Meide die Zone dann, wenn du die Tiere und deren Halter nicht kennst und nicht einschätzen kannst.
- Manche Hundezonen haben verschiedene Bereiche. Hier ist zumeist einer davon für kleine Hunde reserviert. Halte dich daran!
- Achte immer auf dein Tier, damit du sofort eingreifen kannst.
- Dein Hund sollte keinesfalls große Hunde anpöbeln. Leider können manche Zwerge das viel zu gut. Tequila ist Meister im Pöbeln. Ich achte daher ganz besonders darauf, dass er es nicht macht.
Hundezonen sind gerade in den Städten sehr wichtige Einrichtungen. Viele der Stadthunde kommen kaum in die Natur und dürfen daher auch selten wirklich nach Lust und Laune laufen. Gerade deshalb ist es so schade, dass ein harmonisches Miteinander von Mensch und Hund in der Hundezone so selten möglich ist.
Mit ein wenig Respekt und Rücksichtnahme können wir jedoch alle dazu beitragen, dass jeder Hund die Bewegung bekommt, die er braucht. Dazu ein wenig Achtsamkeit dem eigenen und fremden Hunden gegenüber und schon ist vieles leichter. Mit diesen einfachen Regeln macht die Hundezone auch wieder so richtig Spaß.
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