Ist unser Tierschutzgesetz zeitgemäß und die Strafen abschreckend genug?
Das Tierschutzgesetz § 5. (1) sagt, dass es verboten ist, einem Tier ungerechtfertigt Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen oder es in schwere Angst zu versetzen. § 6. (1) Es ist verboten, Tiere ohne vernünftigen Grund zu töten.
Warum passiert aber genau das immer wieder? Nicht irgendwo im Süden, wo der Umgang mit Tieren immer noch sehr umstritten ist. Nein, es passiert hier in Mitteleuropa, direkt vor unseren Haustüren.
Der Alptraum für uns Hundeliebhaber
Gerade erst erschütterte ein schier unglaublicher Fall ganz Österreich. Der Albtraum eines jeden Hundehalters wurde wahr. Der Hund war über den Zaun gesprungen und entlaufen. Gefunden wurde er zwei Tage später in einem Brunnenschacht – tot. Beine und Schnauze mit Klebeband gefesselt.
Dieser Fall geht momentan durch die Medien, doch es ist leider nur die Spitze des Eisberges. Täglich kannst du Meldungen lesen von Hunden, die Gift gefressen oder lebensgefährliche Köder erwischt haben. Die Fantasie der Hundehasser hat dabei unglaubliche Auswüchse.
Rattengift, Giftköder oder mit Rasierklingen oder Nägeln gespickte Leckereien werden auf Spazierwegen ausgelegt oder gar über den Zaun in den Garten der Hundehalter geworfen. Doch was bewegt Menschen dazu, derart grausam zu agieren? Kann ein wenig Bellen oder ein Häufchen Hundekot wirklich derart abartige Reaktionen hervorrufen?
Ärger darf kein unangemessenes Verhalten nach sich ziehen
Einfaches Ärgern über Gebell oder Hundekot ist ein ganz natürliches Verhalten. Wenn wir ehrlich sind, erwischt es hier auch uns Hundehalter. Auch wir sind verstimmt, wenn wir in ein Häufchen treten oder wenn der Nachbarhund die Nacht zum Tag macht. Das ist völlig normal.
Doch der Hass auf Hundehalter und Hunde nimmt immer mehr zu. Dazu müssen wir nicht erst auf den Sozialen Medien nachlesen. Auch die Kommentare auf Artikel in seriösen Zeitungen lassen darauf schließen, dass immer mehr Menschen der Hundehaltung negativ gegenüber stehen.
Doch vom abschätzigen Kommentar bis zur Tatsache einem Tier Schmerzen zuzufügen oder es gar qualvoll zu töten ist es ein weiter Weg. Ein empathischer Mensch mit gesunder Psyche würde genau das wahrscheinlich nie übers Herz bringen. Selbst dann, wenn der Ärger groß ist. Ganz im Gegenteil, Tierliebhaber würden nicht einmal darüber nachdenken.
Warum quälen und töten Menschen Tiere?
Grugan S. (2017) unterscheidet in seiner Studie die Gründe, warum Menschen Tiere quälen oder töten: The Comanions We Keep: A Situational Analysis and Proposed Typology of Companion Animal Cruelty Offenses, Deviant behavior
Generell kann unter verschiedenen Beweggründen der Tierquälerei unterschieden werden. Sehr häufig trifft man auf spontane Quälerei. In diesem Fall hat der Täter ein negatives Gefühl und aus diesem Kurzschluss heraus kommt es zur Tat. In diesem Fall kann das Tier auch Opfer sein, wenn es um Auseinandersetzungen zwischen Menschen geht. Der Täter fühlt sich provoziert.
Tierquälerei aus Hass und Wut entsteht dann, wenn ein negatives Erlebnis den Menschen derart aufwühlt, dass er dem Tier gegenüber unangebracht reagiert. Diese Taten sind nicht geplant. Meist wird das Tier geschlagen oder getreten. Ein typisches Beispiel wäre ein Hund, der in den Garten des Nachbarn geht. Ist dieser ein Tierhasser, fühlt er sich dadurch provoziert und greift das Tier unter Umständen an.
Das Tier leidet, weil sich der Mensch an Menschen rächen will
Eine besonders tragische Art der Tierquälerei ist jene aus Rache. Dabei rächt sich der Täter an einem Menschen, indem er dessen Liebling quält. Diese Art der Tierquälerei kommt, so unglaublich es auch ist, häufig bei Fällen von häuslicher Gewalt oder Trennungen zum Tragen. So rächen sich Menschen am Expartner oder der Expartnerin.
Fehlende Fürsorge, und das Zulassen von Verwahrlosung werden als passive Gewalt gegen Tiere bezeichnet. In diese Gruppe der Täter fallen etwa Tiermessies, die Horden von Tieren halten und ihre Versorgung nicht mehr gewährleisten können. Ebenso zählt aber auch das Aussetzen des Tieres zur passiven Tierquälerei.
Tierquälerei als Vorstufe
Aus der Kriminologie ist schon lange bekannt, dass Täter, die Menschen quälen oder töten häufig mit Tieren begonnen haben. Irgendwann ist ihnen das nicht mehr genug. Es gibt Studien dazu, die zeigen, dass gerade Serientäter zuvor an Tieren testen, was sie dann Menschen antun möchten.
Es kommt aber auch im Zuge anderer Strafdelikte immer wieder zu Tierquälerei. Der Räuber, der den Hund vergiftet um problemlos ins Haus einsteigen zu können, zählt hier ebenso dazu wie der Brandstifter, der den Tod von Menschen und Tieren in Kauf nimmt.
Das Tierschutzgesetz soll Täter zur Rechenschaft ziehen
Unser Tierschutzgesetz soll hier helfen, Täter zur Rechenschaft ziehen zu können. Allerdings werden zum einen die meisten Taten überhaupt nicht verfolgt. Wird der Tat doch nachgegangen, können die Täter nicht eruiert werden. Zum Anderen erwartet einen Hundehasser, selbst wenn er gefasst wird, kaum eine Konsequenz.
Täter, die durch viel Glück gefasst werden, erhalten gemäß Tierschutzgesetz leider äußerst geringe Strafen. Tiere gelten in Österreich und Deutschland bis heute immer noch als Sache. Wird ein Tier gequält oder getötet, dann begeht der Täter in Österreich eine Verwaltungsübertretung.
Es erwartet ihn eine Geldstrafe von bis zu 7.500 Euro. Sollte es sich um einen Wiederholungstäter handeln, so geht die Strafe laut Tierschutzgesetz bis zu einer Höhe von 15.000 Euro. Schwere Tierquälerei wird mit bis zu 2.000 Euro geahndet.
Hier wird allerdings von den Höchstgrenzen gesprochen. Diese kommen selbst in schweren Fällen nicht zu tragen. Die Strafen bewegen sich daher in vielen Fällen lediglich im dreistelligen Bereich. Für uns Hundehalter sind diese Strafen ganz einfach viel zu gering.
Umgang mit dem Tierschutzgesetz in anderen Ländern
Andere Länder haben darum bereits reagiert. So hat England am 29. April 2021 ein neues Tierschutzgesetz verabschiedet. Es sieht ein Strafmaß von bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe für schwere Tierquälerei vor. Diese Reform folgt den Beispielen Nordirlands und Schottlands.
Die Niederlande haben seit dem Jahr 2010 sogar eine eigene Tierpolizei. Unter 114 erreicht man die speziellen Polizisten, die ebenso uniformiert und bewaffnet sind wie ihre Kollegen. Wann immer Verdacht auf Vernachlässigung oder Quälerei von Tieren besteht, kann die Tierpolizei in Aktion treten. Die Niederlande haben in ihrem Tierschutzgesetz sogar ein Verbot von Qualzuchten aufgenommen.
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Sollen Strafen erhöht werden?
Immer wieder werden Stimmen laut, die fordern, die Strafen für Tierquälerei zu erhöhen. Keine Frage, das wäre schon lange fällig. Für Menschen, die Hunde lieben, sind diese Tiere wie Familienmitglieder. Akzeptieren zu müssen, dass diese Tiere vom Gesetz her lediglich eine Sache sind, ist nicht einfach.
Es ist natürlich verständlich, dass die Polizei nicht jeden Fall von Gift oder Ködern verfolgen kann. Auch klar ist, dass es schwierig ist, die Täter dingfest zu machen. Eine Änderung der Gesetzeslage und damit deutlich höhere Strafen könnten aber vielleicht helfen, dass nicht so viele Tiere unnötig leiden müssen.
Das Tierschutzgesetz in Österreich sollte endlich angepasst werden, damit Täter entsprechend zur Rechenschaft gezogen werden können. Immerhin quälen oder töten sie nicht ein Ding, sondern ein Lebewesen und jemandes Familienmitglied. Dem sollte endlich entsprochen werden. Ein psychologisches Gutachten könnte darüber hinaus verhindern, dass es zu Wiederholungstaten oder gar Schlimmerem kommen kann.
Jeder Tierhalter hat das Recht, sein Leben mit seinem Liebling entspannt und ohne Angst verbringen zu dürfen. Stattdessen wird ein Spaziergang zum Horrortrip und der Hund darf keine Sekunde aus den Augen gelassen werden.
Auch einer unserer Hunde wurde Opfer einer unachtsamen oder beabsichtigten Vergiftung. Khaleesi war eigentlich nur kurz spazieren und muss das Gift durch das Schnüffeln im Schnee aufgenommen haben. Zum Glück war die Vergiftung mit Alphachloralase nicht allzu heftig.
Sie konnte bereits zwei Tage später die Tierarztpraxis fast vollständig fit wieder verlassen. Wir haben damals Anzeige erstattet. Was genau passiert ist und was uns auf der Polizeiwache erwartet hat, erzähle ich dir im nächsten Blogbeitrag.
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